Dienstag, 1. Januar 2008

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Samstag, 29. Dezember 2007

Zurück in Deutschland!

Winterferien! :) Hier anstatt eines Berichts ein kleiner Auszug aus einer Email.

Pranav (Indien), Jonathan (England), ich, Andrea (Schweiz) und Aoi (Japan); Tice Firstyears!

Nun schreibe ich Ihnen wieder aus Ostfriesland, diesmal jedoch liegt ein ganzer Term AC, eine gewaltige Ladung an neuen Erfahrungen, Eindrücken und Veränderungen zwischen beiden Emails. Ich kann gar nicht fassen, wie schnell die Zeit vergangen ist.
Im Moment bin ich also wieder Zuhause, genieße es, Familie und Freunde wieder zu sehen sowie den Luxus eines eigenen Zimmers und guten Essens. Auch andere Dinge wie eine Badewanne, schnell zu erreichende Supermärkte sowie Körnerbrötchen sind Sachen, die man erst jetzt so richtig schätzt. :) Ansonsten genieße ich es, Abstand vom Schulstress zu gewinnen und wieder "im normalen Leben zu sein". Es klingt komisch, "normales Leben", aber so empfinde ich es tatsächlich: AC ist eine Welt für sich, eine unwirkliche Welt, the "AC bubble" wie wir so schön am College sagen. Es ist eine verzauberte Welt (ich glaube, ich brauche nun nicht lang und breit vom Schloss und der Landschaft zu schwärmen, damit Sie mir zustimmen) mit unglaublichen Menschen und Möglichkeiten. Man hat viel zu tun, es passieren ständig spannende Dinge und im Kopf hat man selbst bereits Ideen für den nächsten Focus Week, für die nächste Activity, die man leiten will. Die Zeit vergeht dort wie im Flug und ich kann es kaum glauben, dass der erste Term schon vorbei ist. Andererseits habe ich wiederum das Gefühl, dass ich schon viel länger als drei Monate das Schloss, das Gelände - besonders die Menschen - kenne. Bei manchen Freunden habe ich das Gefühl, als würden wir uns schon viel länger kennen, so viel scheinen wir schon zusammen unternommen haben und so gut wissen wir schon über einander Bescheid.
Ich glaube, das ist der AC-Zauber, oder nein, der UWC-Zauber. :)
So toll es auch jedoch auch ist, das Leben am AC ist anstrengend. IB, Service und Aktivitäten sind da wohl die ersten An-den-Kräfte-Zehrenden Faktoren, die einem einfallen - es gibt jedoch so viel mehr. Da wäre z.B. die Diskussion über Gott, über die Europäische Union, die mich bis 2 Uhr morgens im Dayroom gehalten hat. Da wäre das gemeinsame Nudeln-und-Pasta-Kochen um Mitternacht oder hin und wieder eine Showerung (Geburtstagskinder werden zu Mitternacht unter die Dusche geschmissen), für die man noch aufbleibt. Da wäre das Tice-Firstyears-Meeting, für das man noch Schokolade und Kuchen einkaufen geht oder das deutsche Essen, das man als Firstyear für seine Secondyears organisiert. Da wären noch so viele andere Dinge, von denen man nichts weiß, wenn man sich einen Text über UWCs oder über das AC durchliest und die meiner Meinung nach das Leben am College erst richtig besonders machen.
Dass es aber anstrengend ist, ist leider wohl offentsichtlich. Ich wünschte, der Tag hätte mehr Stunden am AC. Ich habe nämlich das Gefühl, mich trotz allem nicht genug zu engagieren, nicht genug für das IB zu tun, mich zu wenig mit Leuten zu unterhalten, die ich eigentlich besser kennen lernen will. So versuche ich, alles mitzunehmen, nichts zu verpassen und spare lieber am Schlaf. :)
Ich bin also erst einmal froh, mich zu Hause entspannen und ausruhen zu können, um mit neuer Energie den nächsten Term zu starten. Die Rückkehr in die "normale Welt". :)
Wieder Zuhause zu sein ist jedoch auch ein wenig komisch. Für Sie muss es besonders anders gewesen sein, da Sie viel länger weg waren als ich. Ich habe das Gefühl, alles ist gleich geblieben und hat sich doch geändert. Es ist, als ob man einfach nur drei Monate verschlafen hat und nun plötzlich aus seinem Dornröschenschlaf aufgewacht ist. Ich habe Esens im Spätsommer verlassen und nun leuchten überall Sterne und Rosetten über den Straßen. Es ist wirklich schön und komisch zugleich, wieder zu Hause zu sein.
Im Moment ist ein Mitschüler bei mir zu Besuch, der über die Winterferien nicht nach Hause fahren kann. Er ist in meinem Jahr, wohnt ebenfalls in Tice und kommt aus Japan. Die erste Woche der Ferien hingegen habe ich in London verbracht, ich habe meine Dormmate besucht. Wenn mir jemand vor einem Jahr erzählt hätte, ich würde im British Museum mit Freunden aus Peru, Venezuela und England herumschlendern sowie meinem japanischen Mitschüler das Norddeutsche Watt zeigen... - April, April! Aber nein, ist passiert wirklich. :)

Hello again!

November 2007

Nun sind es schon fast zwei Monate, seit ich hier am Atlantic College in Großbritannien angekommen bin. Sicher wundert ihr euch, warum ich mich solange nicht gemeldet habe – nun ja, ich musste mich erst einmal hier hinein finden, mich sozusagen einleben. Am Anfang war das tatsaechlich nicht ganz so leicht, wie ich gedacht habe, aber nun fuehle ich mich hier wirklich sehr wohl.

Seit Mitte September gehe ich also in Wales zur Schule. Tatsaechlich kann man es aber kaum „zur Schule gehen“ nennen: Es ist vielmehr eine Gemeinschaft, eine „family“, in die man hier aufgenommen wird (Auweia, das klingt wie eine Sekte... ich hoffe, ihr versteht, was ich meine ). Das Atlantic College ist naemlich eines der zwoelf weltweiten United World Colleges, an denen Jugendliche mit unterschiedlichster Herkunft zusammen kommen. So leben in den sieben Haeusern auf dem Campus des Atlantic Colleges ca. 350 Jugendliche mit ca. 78 unterschiedlichen Nationalitaeten, verschiedenen Religionen, politischen Ansichten und aus allen sozialen Schichten. Das ist zumeist sehr interessant, haeufig aber auch nicht ganz einfach. Zu den einzigartigen Charaktereigenschaften des Colleges komme ich aber spaeter, zuerst beschreibe ich euch, wie meine Woche hier so aussieht. Ich hoffe, ihr habt danach eine bessere Vorstellung vom Leben am Atlantic College.

Andreas (Norwegen), Dionne (Ghana), Ema (Kroatien), Honor (England), ich und Xavier (Kanada) in London; Nelson Mandela, Ehrenpräsident der United World Colleges

Langsam hat sich mein endgültiger Stundenplan heraus kristallisiert, nachdem ich noch diverse Fächer gewechselt habe. Montags faengt meine Woche mit „Assembly“ um 8:00 Uhr an, Fruehstueck gibt es jeden Tag bis 7:50 Uhr. Zu der Versammlung muessen alle Schuelerinnen und Schueler erscheinen, dort werden dann wichtige Termine oder Ankuendigungen der Woche bekannt gegeben. So hat unsere deutsche Gruppe am College anlaesslich des 3. Oktobers mit viel Elan die Nationalhymne geschmettert und erklaert, warum die Wiedervereinigung Deutschlands ein so wichtiges Ereignis fuer uns ist. Um 8:30 Uhr treffen sich dann die Schuelerinnen und Schueler alle zwei Wochen in ihren Turorengruppen. Mein Tutor ist ein Franzose mit gewoehnungsbeduerftigen Humor. Er beraet mich z.B. in meiner Faecherwahl, meiner Servicewahl oder auch spaeter in meiner Universitaetswahl. Monatlich gibt es dann bei ihm die „Monthly Grades“, die die Fachlehrer an ihn weitergeleitet haben.

Die „Monthly Grades“ sind Teil des „International Baccalaureates“, das ich hier absolviere. Es ist ein internationaler Schulabschluss, mit dem ich mich ueberall auf der Welt fuer Universitaeten bewerben kann. Genug dazu, ich fuerchte, detaillierte Erklaerungen wuerden diesen Bericht sprengen. Falls ihr euch also mehr dafuer interessiert (oder generell fuer die United World Colleges), koennt ihr den Links folgen oder mir einfach eine Email schreiben. Ich beantworte gerne alle Fragen.


AC-Calender 2008 Front Cover; Bild by Tony Davis

Zurueck zu meiner Woche... Nach dem Tutorial habe ich bis 13:15 Uhr Unterricht – wie uebrigens jeden Tag. Montag und Freitag ist zusaetzlich von 17:00 Uhr bis 18:00 Uhr „Evening Code“ (Schulstunden werden hier uebrigens „Code“ genannt). Freistunden habe ich 2 pro Woche – leider aber niemals im letzten Code, um jemals frueh zum Mittagessen gehen zu koennen. Jede Schuelerin und jeder Schueler waehlt hier 6 Faecher, drei davon auf „Higher Level“. Manchmal nimmt man im Higher Level mehr Stoff durch, machmal bedeutet das aber auch einfach nur, dass man im Abschlussexamen mehr Fragen beantworten muss. Higher Level Codes dauern immer 60 Minuten, Standard Level Codes 50 Minuten. Am Anfang hatte ich wirklich Schwierigkeiten, mich an die Stundenlaengen zu gewoehnen, aber tatsaechlich finde ich es nun so besser. Man hat mehr Zeit, um z.B. Versuche durchzufuehren oder auch ausfuehrlichere Diskussionen / Debatten stattfinden zu lassen. Meine Faecher sind uebrigens Deutsch, Biologie, Chemie, Musik im Higher Level und Wirtschaft, Mathematik, Englisch im Standard Level. Ihr habt es sicherlich schon gemerkt, dass ich sieben Faecher habe. Mein siebtes Fach ist Musik, ich werde auch darin geprueft, aber es wird nicht fuer mein IB (= International Baccalaureate) zaehlen. Es ist im Moment trotzdem mein liebstes Fach, der Lehrer ist wirklich gut und wir versuchen uns gerade an unseren ersten Kompositionen.

Am Montagabend habe ich von 19:00 bis 21:00 Uhr Service, was in meinem Fall „Extramural Centre“ (= EMC) bedeutet. Es gibt hier am College neun Services mit den unterschiedlichsten Neigungsrichtungen. So hilft man im Arts Center des College mit, kulturelle Vor- und Ausstellungen zu organisieren oder lernt, mit dem Licht und Sound der Buehne umzugehen. Im Social Service besucht man z.B. Senioren und hilft ihnen beim Einkaufen, kochen etc. oder lernt, wie man Telefonseelsorger/in fuer „Childline“ wird. Letzeres ist psychisch natuerlich sehr fordernd; man wird mit den unterschiedlichsten und auch traurigsten Geschichten konfrontiert.

Die „Hardcore-Services“ sind definitiv Lifeguards und ILB (Inshore Lifeboat). Im ersteren macht man den “Pool- und Beachlifeguard” (= Rettungsschwimmer), im letzteren lernt man, Luftkissenboote und andere Rettungsboote zu fahren. ILB ist uebrigens hier am Meer (wir befinden uns direkt an der walisischen Kueste) die offizielle Kuestenrettung. Das bedeutet natuerlich, dass man als trainierter Schueler wirklich Dienst übernehmen und auch den Pager mit sich tragen muss. Traurigerweise musste ILB in der Vergangenheit sogar schon Selbstmordopfer retten/bergen. Die romantische Landschaft mit den Klippen war nämlich ein beliebter Ort für Selbstmörder, bis bestimmte Gebitete aus ebenjenen Gründen zu Teilen gesperrt wurde. Im letzten Jahr hat ILB aber wenigstens eine Ziege gerettet, die ins Meer gefallen ist (Selbstmordziege?). Hauptkritik an diesen Services ist nämlich, dass man nicht wirklich viel mit Menschen, mit der Kommune zu tun hat (vergleiche Social Service oder auch CEP, ein Service, bei dem man in Schulen geht und als Assistenz“lehrer“ mithilft). Dafür muss man in ILB und Lifeguards mehrmals in der Woche ein hartes Training absolvieren, um seine Kondition aufzubauen und immer einsatzbereit zu sein. Im Januar bei Minusgraden Surf- oder Kajaking-Unterricht im Meer zu absolvieren ist also gar nichts.

Mein Service ist ein wenig gemuetlicher (Nein, es ist trotzdem kein Weichei-Service :)). Es wird auch gesagt, es sei ein Service für diejenigen, die noch einmal zurück in ihre Kindheit reisen wollen oder einfach immer noch Kind geblieben sind. Im ersten Jahr werde ich nämlich lernen, Sport-Gruppenleiter zu sein, um dann im 2. Jahr so genannte „Sessions mit Kindern“ zu leiten, mit ihnen zu spielen, sich zu verkleiden etc. Sport ist natürlich auch enthalten, so lerne ich unter anderem Klettern, Kajaking und mache meinen Poollifeguard. Im zweiten Jahr kommen dann kleine Gruppen mit machmal sozial, machmal koerperlich oder psychisch benachteiligten Kindern zu unserem „Extramural Centre“. Sie bleiben meisten fuer mehrere Tage und kriegen das Freizeitprogramm vom EMC Service angeboten. Am Montag und Mittwoch habe ich also für jeweils zwei Stunden EMC-Service.

Am Dienstag habe ich wieder bis 13:15 Uhr Unterricht und den Nachmittag frei, bevor am Abend meine erste AG beginnt: „Save the children“, eine Organisation zur Hilfe von Not leidenden Kindern auf der Welt. Im Laufe des Schuljahres planen wir dann verschiedene Aktionen, um Spenden zu sammeln wie z.B. im Moment den Weihnachtsbasar. „Save the children“ wird von Schuelern geleitet, wie eigentlich fast alle AGs. Um das IB-Zertifikat zu erhalten, muss ich im ersten Jahr an mindestens drei AGs teilnehmen, die bestimmte Kriterien erfüllen (entw. sportlich, kreativ, sozial, globales Engagement etc.). Insgesamt habe ich vier Aktivitäten: am Mittwoch geht es mit „Amnesty International“ weiter, am Donnerstag mit „Social Enterprise“ und am Sonntag Schwimmen. Amesty International ist genau wie „Social Enterprise“ von Schülern geleitet. Jährlich werden verschiedene Aktionen durchgeführt, unter anderem Briefkampagnen oder Streettheater-Aufführungen, um die Öffentlichkeit auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen. Leider braucht man dafür aber auch genügend Geld, sodass „Fundraising“ hier bei fast allen Aktivitäten eine wichtige Rolle spielt. Um dieses Geld zu sammeln, werden oft Motto-Partys organisiert, wie z.B. letztens die „Halloween-Party“, die „AC-Gameshow“ oder der „Maskenball“, bei denen man Eintritt bezahlen muss.

Straßentheather Ende November gegen Menschenrechtsverletzungen in Burma.

Das war also ein ungefährer Wochenplan meines Alltags am College. Aber obwohl die Services, Aktivitäten und akademischen Komponenten sehr wichtig sind (und zwar in dieser Reihenfolge), gibt es noch mehr, was das Leben hier so einzigartig macht und das ich noch nicht erwähnt habe. Jede Woche steht hier nämlich unter einem anderen Thema und je nachdem finden dann verschiedene Aktionen statt. Anlässlich der „Environmental Focus Week“ wurde z.B. ein Gastsprecher einer Polarforschungsgesellschaft zu dem Thema „Globale Erwärmung“ eingeladen; die „Sports Week“ organisierte jeden Tag Turniere zwischen den sieben Häusern und die „Middle Eastern Focus Week“ beeindruckte mich besonders mit einer Präsentation des Konflikts im Mittleren Osten durch Studenten aus eben jenen Regionen. Letzteres ist genau das, was ich schon am Anfang dieses Berichts angesprochen habe: Das Zusammentreffen so vieler unterschiedlicher Kulturen, die nicht selten ohne Probleme sind. Aber dass ein Zusammenleben immer noch möglich ist, und vielmehr, dass trotzdem oder gerade dadurch eine solch enge Gemeinschaft entstehen kann, finde ich besonders erstaunlich und bemerkenswert. Denn obwohl sich die israelische Studentin mit dem palästinensischen Studenten einer hitzige Debatte liefert, respektieren sie sich doch als Menschen. Ein anderes Beispiel: Es gibt hier auf dem Campus relativ viele Homosexuelle. Was ich mit relativ meine? Verglichen mit anderen Schulen zum Beispiel. Denn tatsächlich ist der Prozentsatz am Atlantic College nicht etwa höher als an anderen Schulen, es ist viel eher so, dass hier sich die Studenten eher outen. Es herrscht hier eine derart liberale Einstellung, dass es nichts großartiges ist, wenn jemand verkündert, er oder sie sei homo- oder bisexuell. Natürlich gibt es hier auch homophobe Menschen, doch was ich eben schon erwähnt habe: die Gemeinschaft funktioniert trotzdem, egal ob diese Stundenten ihre Homophobie nun überwinden oder nicht.

Letzteres führt mich nun zu einem wichtigen Motto an diesem College: „Challenge youself!“; nutze die Möglichkeiten, probier neue Sachen aus, gehe an deine Grenzen! Hier werden uns so viele Chancen geboten, so viele Möglichkeiten, sodass man meistens einfach nicht die Zeit hat, um alles auszuprobieren, das man gerne machen würde. Meine vier Aktivitäten habe ich z.B. nach langem hin und her aus beinahe 60 Angeboten ausgesucht, die von Surfen bis hin zum Botbau ein wirklich breites Spektrum abdecken und viele Herausforderungen bieten. Viele wählen schwierige Fächer, um sich selbst herauszufordern (ich habe sieben Fächer anstatt von sechs) oder gehen in den Aktivitäten und Services an ihre Grenzen. Meine Zimmermitbewohnerin z.B. hat Lifeguards als ihren Service gewählt, obwohl sie Wasserphobie hatte. Sie gibt selbst zu, dass sie nun nicht die beste Schwimmerin in der Gruppe ist – aber nun kann sie nicht nur sich, sondern auch andere vor dem Ertrinken retten. Genau diese Einstellung der Menschen hier begeistert mich, dieses sich selbst und andere fordern, mehr Engagement zeigen, um die Welt ein wenig zu verbessern.

Natürlich ist dies sehr ideaslistisch und natürlich sind hier nicht alle super engagiert und wollen später einmal Entwicklungshelfer werden. Ich will ehrlich sein: Wir sind eine Gruppe von dreihundertfünfzig 16- bis 19-Jährigen, die hier zusammenleben, die genauso schlechte Angewohnheiten besitzen, die genauso Probleme verursachen, wie auch andere Internatsschüler. Rauchen z.B. ist hier ein oft diskustiertes Thema, denn wir haben durchaus Raucher am College, auch wenn es eigentlich ein rauchfreies College sein soll. Ein viel profaneres Beispiel wäre auch der riesige Stapel an dreckigem Geschirr in unserer Gemeinschaftsküche, der einfach nicht verschwindet oder vielmehr immer wieder aufgefüllt wird, weil Manche ihr Geschirr einfach nicht abwaschen.

Es ist wie gesagt, keine perfekte Welt. Aber gerade deswegen sind es sehr intensive, oftmals prägende, manchmal widersprüchliche, immer aber jedoch wertvolle und einzigartige Erfahrungen, die ich hier am Atlantic College sammle. Mich für die United World Colleges zu bewerben war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe.

INK

Folgenden Artikel habe ich für die Schülerzeitung INK geschrieben.

"Sosh on saturday was so much fun and today I had my first DT code.“

If someone would have said something like this to me three weeks ago, I would have answered: ‘Yeah… I have no idea what you mean!’.
Now, after two intense weeks at Atlantic College, I know that ‘Sosh’ is the Social Centre, that ‘DT code’ means Design Technology class and find myself using „AC-Slang“. In fact, I start to find my way through the castle (which means that I only need three attempts before finding the right curve), say „I’m going back to my house“ when I mean Tice and even get use to the dozens of „Bed of rice“ we get every week. Is it possible that it feels like I would have been here for months instead of two weeks?
How excited, nervous and pleasantly anticipated I felt on my arrival at Heathrows where I met my Secondyears and Coyears for the first time. I stepped out of the terminal and was immediatly picked up by Secondyears and Staff, who got up in the middle of the night and waited for us Fistyears the hole day at the airport. It was amazing to see how much effort and energy was put into to let us feel comfortable and welcome, especially when the bus finally arrived at the college and we faced a bunch of banging, pans swinging and shouting Secondyears, heartily welcoming us at AC. But even though everyone tried to be as nice as possible, it was quite hard to adapt to the new situation, facing a totally new environment with hundreds of new people, new faces, names, countries and cultures in just days of time. Therefore it might seemed to be uncomprehensible that we should leave AC so soon for camp after we just had arrived. But actually it was the best thing that we could have done.


Camp was just incredible. Amazing! I’m sure that if someone in ten years would yell „AC!“, I would still immediatly answer with „CAMP!“. Also would we remember all the hilarous, annoying and weird stories, jokes and songs from Camp that no one else would understand – ‘Jack, you’re late’, ‘Bananas of the world, unite!’ or when (a) guy capsized a full bucket of spit out water. Not only the stunning landscape, the get-together by the campfire with hot chocolate afterwards, the funny and frisky games in the barn, but also all the exciting activities during Camp like surfing or coaststeering will be kept in our minds. Those three days were really eventful indeed.

But of course there are not only funny and nice memories of Camp – moreover, there are lots of really bad ones… which in my opinion are at least just as well important as the nice ones. Twelf and more people in one tent, uncomfortable nights on the hard ground, cold (or even wet) sleeping bags and therefore aching limbs in the morning was troubling every Firstyear, not to mention the fact that all of us were smelling due to lack of showers. I would not go so far by saying that we have „suffered“ together, but definitely this discomfort will be something that will connect us for a long time. In many years of time I might meet a Coyear and we might reminisce: “Did you spring from the highest cliff during coaststeering? Or do you remember the awful dirty dishes?“ but never anyone of us would have said: “Do you remember the nice bathroom of the hotel we stayed in during induction?“. Camp was a great help for us to get to know each other because no matter how different we might be, Camp was something that we all had in common, that stucked us together, that all of us had to endure and all of us enjoyed. So the most remarkable thing about Camp was definitely the spirit that rose among the students.
Another very important aspect of Camp is the realisation of how much comfort we get here at AC and in general without appreciating or even noticing it. I’m sure that rarely anyone will ever moan about community showers or shared dorms again for that we got to know how it feels to have no showers, beds or any private space at all. We learned to appreciate and started to long for AC during Camp and got familiar with the other students. The start was given for us to settle down.

For the rest of the time, induction was continued with introductions of services, subjects, activities and the campus. Again, Secondyears and teachers tried to help us as much as possible to find the right service and subjects. Now, after we have chosen these things which form the „frame“ for our time at AC, life begins to get more and more orderly since we start to accustome ourself. Nevertheless this does not mean that life would become routined or even boring - uninmaginable for AC. It is just (a tiny bit) less stressful, less tiring as induction has been, but although still intense and exciting on every new day. I am sure that everyone of us is looking forward the next two years since we have had such a nice welcome and start here at Atlantic College. Thank you all for that.

Montag, 10. September 2007

Letzter Tag

Der Sommer scheint nur so vorbei geflogen zu sein. Ich fasse es nicht, dass ich schon morgen am College sein werde. Andererseits kann ich es aber auch kaum mehr erwarten! Ich weiß jetzt, in welches Haus ich komme und wer meine Mitbewohnerinnen (Dormates) sein werden. Wie schon erzählt, gibt es sieben Häuser mit je vier Bewohnern pro Zimmern, idealerweise mit jeweils 2 Second- und 2 Firstyears. Ich werde in Tice wohnen, eines der neueren Häuser und ein wenig weiter weg vom Schloss. Meine Dormates sind Ema (Kroatien) und Sidiane (Curacao, Karibik), beide Secondyears, und Honor aus London als Co-Year. Mit den Informationen über die Zimmerverteilung kam ebenfalls ein Brief meiner Hauseltern in Tice, Lodewijk und Rianna aus den Niederlanden. Sie sind noch ziemlich jung, haben zwei kleine Söhne und klingen wirklich nett. Weiterhin habe ich seit einiger Zeit auch schon Kontakt mit meiner Mentorin, die ich vom UWC Network Deutschland zugeteilt bekommen habe. Sie war ebenfalls am Atlantic College, hat ihren Abschluss 1990 erhalten, danach Psychologie studiert und arbeitet nun in der Jugendjustizanstalt in Hameln.
Mehr vorbereitet kann ich wohl nicht aufbrechen und freue mich, dass es nun endlich losgeht. Nun ja, vielleicht sollte ich präzisieren: "Mental vorbereitet..." :) Richtig gepackt habe ich nämlich noch nicht... ihr kennt mich ja! :)

Mittwoch, 22. August 2007

Endspurt

Nun sind es keine zwei Wochen mehr hin bis zu meinem Abflug. Vieles hat sich seit meinem letzten Eintrag getan und vieles wartet leider immer noch darauf, erledigt zu werden. Das Wichtigste jedoch wurde abgehakt: mein Visum für Großbritannien. Nach einem Termin in Düsseldorf, zehn Fingerabdrücken, einem biometrischen Foto und um 150 Euro ärmer erhielt ich endlich den ersehnten Aufkleber im Pass. Besagtes Visum wäre mit einer deutschen Staatsbürgerschaft überflüssig gewesen. Diese lässt aber wohl noch bis nächsten Jahres auf sich warten; zuerst muss ich nämlich ausgebürgert werden und die vietnamesische Bürokratie hat doch so ihre Tücken…

Es wäre mir übrigens nie in den Sinn gekommen, dass die vietnamesische Staatsbürgerschaft auch Vorteile für mich haben könnte – ich wurde nach dem „First-/Zero-Year-Treff“ eines Besseren belehrt. Dort haben wir uns nämlich unter anderem ausführlich über die Fächerwahl unterhalten und auch über die deutschen Bestimmungen, an die man sich halten muss, um das IB (International Baccalaureate) als Abitur anerkannt zu bekommen. Das IB wird in sechs Fächern mit je drei auf Grundkurs- und drei auf Leistungskursniveau unterrichtet. Unterrichtssprache am College ist Englisch. Meine sechs Fächer kann ich mir aus sechs Gruppen aussuchen: Muttersprachen, Fremdsprachen, Naturwissenschaften, Gesellschaftswissenschaften, Mathematik und „die schönen Künste“ (Kunst, Musik, Theater etc.). Letzteres kann auch durch ein Fach aus den vorher genannten Gruppen ersetzt werden. Nun geben die deutschen Bestimmungen vor, dass ich eine bestimmte Fächerkombination haben muss, um mein Diplom als Abitur anerkannt zu kriegen. Wenn ich denn deutsche Staatsbürgerin bin, Ausländer sind nämlich nicht betroffen und können sich problemlos an deutschen Universitäten einschreiben. Obwohl diese Bestimmungen ziemlich lästig sind (es werden spannende Fächer wie z.B. „Politische Theorien“ oder „Psychologie“ nicht anerkannt), will ich natürlich nicht auf meine deutsche Staatsbürgerschaft verzichten. Das Wichtigste habe ich jedoch noch nicht erläutert, nämlich das, was das IB so einzigartig macht. Die Rede ist vom CAS-Programm (Creativy, Activity, Service). Am Atlantic College wird das CAS-Programm in zwei Komponente aufgeteilt, in den Service und in die Arbeitsgemeinschaften. So geben die Jugendlichen an zwei Nachmittagen in der Woche Kindern Nachhilfe, sie gewähren Küstenschutz, sind Rettungskräfte, helfen im Altersheim, kümmern sich um das Anwesen oder erfüllen einen anderen der neun sozialen Dienste. Des Weiteren sollte man sich an mindestens drei Arbeitsgemeinschaften in der Woche beteiligen, die von „Basketball“, „Töpfern“ über „Jazz Band“ bis hin zu „Amnesty International“ ein breites Spektrum abdecken. Der Service wird über die zwei Jahre beibehalten, wobei die „Activities“ nach dem Ende eines jeden Semesters neu gewählt werden können. In der „induction week“ werde ich also genug Zeit haben, mich gründlich umzuschauen und auszuprobieren, welcher Service zu mir passt oder welche Fächer ich wählen will. Wahrscheinlich wird es aber wohl nicht die Küstenwache sein. Ich meine mich daran zu erinnern, das letzte Mal vor zwei Jahren im Schwimmbad gewesen zu sein...

Freitag, 29. Juni 2007

"First-/Zero-Year-Treff"

Drei Tage in einer einsamen Berghütte in einem 6000-Seelen-Dorf, selbst kochen müssen und kein Internet. Es klingt paradox – aber ich hatte das beste Wochenende seit langem!


Das alljährliche „First-/Zero-Year-Treff“ fand dieses Mal in Bad Emstal in der Nähe von Kassel statt. Es ist die Gelegenheit für alle First-Years, sich nach einem Jahr endlich wieder zu sehen, für alle (noch) Zero-Years sich vor Schulbeginn zu treffen und für alle, sich näher kennen zu lernen.Tatsächlich schwimme ich immer noch auf der Begeisterungswelle, die uns alle dort erfasst hatte. Eine Stimmung, die so sehr an „The-best-time-of-your-life“-Plakate diverser Austauschprogramme erinnerte, sodass sie schon fast wieder irreal wirkte. Eben jene Organisationen werben bekanntlich gerne damit, dass man eine große glückliche Familie sei – aber hier konnte ich wirklich erkennen, wie vertraut unsere First-Years miteinander umgingen. Angeregte Unterhaltungen bis in den Morgengrauen mit Erzählungen aus dem College-Alltag ließen uns erahnen, was ab September auf uns zukommen würde. Und auch wenn First-Year Rahel uns immer wieder riet, am besten ohne Erwartungen nach Wales zu kommen, habe ich mir wohl oder übel bereits gewisse Vorstellungen gemacht.

Ebenso ging es wahrscheinlich auch meinen Co-Years Lena, Fee, Björn und Severin, die ebenfalls bald nach Wales aufbrechen. Insgesamt sind wir also fünf Deutsche, die von der Deutschen Stiftung UWC geschickt worden sind, obwohl es bestimmt noch weitere Deutsche (oder Jugendliche mit deutschen Vorfahren) gibt, die über ein anderes nationales Komitee nach Wales kommen. So gesehen gibt es eine relativ große Anzahl an Deutschen am Atlantic College, wo hingegen z.B. meine Co-Years Jordan und Sophie als einzige nach Kanada bzw. Norwegen reisen werden.

Nun noch ein wenig über das Atlantic College: Wie schon erwähnt, gibt es sieben Wohnhäuser, auf die alle Schülerinnen und Schüler verteilt werden. Benannt sind sie nach bedeutenden walisischen Personen oder walisischen Grafschaften: Dyfed, Morgannwg, Powys, Gwynedd, Whitaker, Tice und Sunley. In nahezu jedem Haus sind bereits deutsche First-Years, sodass wir gleich eine deutsche Ansprechperson im Haus haben. Neben dem „persönlichen Second-Year“ erhalte ich zudem noch einen Lehrer als Tutor und vom UWC Network Deutschland e.V. eine/n ehemaligen UWC-Absolventen/in als Mentor/in. Wem dies immer noch nicht reicht, der kann sich auch noch an die „Peer-Listerners“ im Haus wenden, vergleichbar mit Vertrauensschülern. Von mangelnder Betreuung kann also kaum die Rede sein … :)


Von links nach rechts:


Lena (Co-year)
Rahel (Dyfed)
Nabila (Sunley)
Fee (Co-year)
My :)


Übrigens scheinen meine First-Years alle ziemlich lustige Gesellen zu sein…, ;) angefangen von Valentin aus Hamburg über Rahel aus Berlin bis hin zu Nabila aus München. Valentin wohnt in TICE, einem Haus, das angeblich sehr „competitive“, sprich, sehr konkurrenzbetont sein soll. Rahel ist aus DYFED, dem ältestem Haus, (wobei alle Häuser ziemlich alt sind) das zugleich aber das familiärste zu sein scheint (angeblich dadurch, dass die Zimmer dort so klein sind, dass man praktisch aufeinander hockt :)).


Nabila und Theresa wohnen in SUNLEY, dem „Party-Haus“ und Victoria in MORGANNWG, wo es nicht so gut rieche… trotzdem lieben die Bewohner ihre Häuser und natürlich ist „ihr Haus“ das Beste auf dem Campus! Obwohl ich schon sehr gespannt bin, welchem Haus ich zugeteilt werde, ist die Zuteilung der Häuser eher nebensächlich – sind es doch die Schülerinnen und Schüler selbst, die ihre Häuser definieren. Es liegt an ihren Bewohnern, ob POWYS das nächste „Party-Haus“ sein wird oder ob WHITAKER oder GWYNEDD zum nächsten „wohlriechendsten“ Haus gekürt wird.
Zum ersten Mal wurde mir bewusst, wie bald schon dies alles sein wird. Tatsächlich wird die Sache schon wesentlich realistischer, wenn man sich plötzlich bei Gedanken über stinkende Häuser oder Gemeinschaftsduschen ertappt (noch etwas, woran ich mich gewöhnen muss…). Wahrlich beineide ich meine Co-Years nicht, die das UWC in Swasiland besuchen werden: Dort fängt das Schuljahr Temperatur bedingt erst im Januar an und ich kann mir nur schwer vorstellen, noch ein weiteres halbes Jahr warten zu müssen.